Vom 23. bis 24.07.2022 fand unter der Ägide von Prof. Dr. Torsten Hitz (Heidelberg), Prof. Dr. Jörn Müller (Würzburg), Jun.-Prof. Dr. Tom Wellmann (Heidelberg) und Laura Summa (Bonn) die Tagung „Antike Philosophie, Bildung und das gute Leben“ zugleich als Gründungstreffen Arbeitsgruppe „Antike Philosophie, Pädagogik und Didaktik“ im Rahmen der Gesellschaft für antike Philosophie (GAnPh) statt.

Diese interdisziplinär ausgerichtete Tagung umfasste fünfzehn je dreißigminütige Vorträge mit anschließender Diskussion aus den Disziplinen Philosophie (Fachwissenschaft sowie Fachdidaktik), Klassische Philologie, Alte Geschichte sowie Erziehungswissenschaft.

Das Ziel der Tagung bestand darin, den oftmals bloß behaupteten Zusammenhang zwischen Philosophie, Bildung und gutem Leben aufzuarbeiten und zu durchdenken. Dazu wurde auf die antike Philosophie zurückgegriffen, die historisch der Ausgangspunkt und systematisch das Modell der philosophischen Theorien des guten Lebens ist. Anhand antiker Vorstellungen und Entwürfe wurde diskutiert, ob oder wie pädagogische und didaktische Thesen, z. B. über den Sinn und Zweck von Bildung und philosophischem Unterricht, auch heute durch Theorien des guten Lebens gestützt werden können.

Bei den von den Vortragenden zugrunde gelegten Texten wurde ein Schwerpunkt bei Aristoteles, Platon und Epikur deutlich, aber auch weniger prominente Autoren und Texte wie Isokrates, Sextus Empiricus' Grundriss der Pyrrhonischen Skepsis, die Fragmente der Stoiker Zenon, Chrysippos und Panaitios, Galens Trostschrift Peri Alypias oder Augustins Dialog De magistro wurden behandelt. Die Lebensform des Diogenes von Sinope wurde schließlich mithilfe der Überlieferung seines Namensvetters Diogenes Laertios rekonstruiert.

Ertragreich für den Unterricht in den Alten Sprachen wurde ausgehend von dem fachdidaktischen Vortrag von Jens Schäfer (Köln), der in Anschluss an eine vergleichbare Studie von Bernd Rolf eine Bestandsaufnahme zu antiken Texten in den derzeit auf dem Markt befindlichen Philosophie- bzw. Ethiklehrwerken lieferte, eine Diskussion darüber geführt, welche Gründe es für eine (breitere) Berücksichtigung von antiken Texten im Philosophie- bzw. Ethikunterricht gibt.

Zu den Höhepunkten der Tagung gehörten die Key Note Lectures von Prof. Dr. Kristján Kristjánsson (Birmingham/GB) zum Thema „Teaching phronêsis: New developments“ und Prof. Dr. Anselm W. Müller (Chicago/USA) zum Thema „Was ist so gut am guten Charakter?“ Der Erwähnung wert ist dabei der Umstand, dass Anselm Müller seinen Vortrag mit einer für den Altsprachlichen Unterricht wegweisenden Bemerkung über den Ertrag philosophischer Forschung zur Antike einleitete: „Der Forschungsertrag ist bei den Kollegen, die von der Philologie herkommen, am größten; das philosophisch Beste steht in den Artikeln, die einen philologischen Ausgangspunkt haben.“